Bachs geistliche Kantaten sind um die 300 Jahre alt - aber sie können nicht altern, denn sie stellen die ständig neue Frage nach dem Sinn des Lebens, in vielfältiger Weise und ganz eigentümlicher Schönheit. Dabei kann man die in barocker Rhetorik vorgetragenen Überlegungen auf das eigene heutige Sein übertragen - oder aber die Melodien, die vielfältigen Harmonien, die musikalischen Stimmungen, das 'Gespräch' der Instrumente miteinander einfach nur genießen. Es soll Menschen geben, für die Bachs Kantaten höchstes musikalisches Glück bedeuten - voll reizvoller Nachdenklichkeit, edler Ordnung, letztlicher Hoffnung. Es ist eine Klangwelt, die das Leben feiert und gleichzeitig seine Endlichkeit annimmt. Kein Wunder, dass der Schriftsteller Wondratschek davor gewarnt hat, für Atheisten gebe es nur eines, das sie wankend machen könnte: die Bachsche Musik eben.